30 Jahre Städtepartnerschaft
„Dorsten – Dormans“
35 Jahre Schüleraustausch
„Gesamtschule Wulfen – Collège Nicolas le Doux
Dormans“
Diese beiden
Jubiläen waren der Anlass einer Reise in die Champagne, in die Partnerstadt
Dormans und nach Reims,
von Sonntag,
8. Mai bis Mittwoch 11.Mai 2011.
Wir, eine Gruppe von 11 frankophilen, pensionierten
Lehrern/innen der Gesamtschule Wulfen und die meisten auch Mitglieder der
DFG, haben uns am Sonntag, 8. Mai, mit zwei
Kleinbussen auf den Weg nach Reims und Dormans in der Champagne
gemacht, um anlässlich der 30 jährigen Städte- und 35 jährigen
Schul-Partnerschaft Kontakte zu erneuern und zu vertiefen.
Als Quartier hatten wir ein kleines Hotel an der Esplanade
im Zentrum von Reims gewählt.Diese fast autofreie Zone war auf beiden Seiten von
Bistros und Brasserien gesäumt, die schon mittags, besonders abends gut besucht
waren. Es lag wohl am günstigen Klima dieser Marne-Ardennen-Region und an den
vielen jungen Leuten dieser Universitätsstadt, dass hier schon mediterranes
Treiben zu beobachten war. Wir waren mittenmang und die „garcons“ stellten
schnell die kleinen Tische für uns zusammen. Wir hätten gerne einen Teil dieser
pulsierenden, urbanen Lebensfreude mit nach Dorsten transportiert, z.B. an das
Kanalufer.
Die Stadt Reims verdankt ihre Bedeutung der antiken römischen Politik.
Caesar hatte die Siedlung der Römer (heute Reims) wegen ihrer Unterstützung bei
seiner Eroberung Galliens zur Hauptstadt der neuen Provinz Belgica gemacht. Nach
dem Ende des Römischen Reiches wurde im 5. Jhdt. eine römische Therme mit einer
Taufkapelle versehen und von Bischof Nicaise zur christlichen Basilika geweiht
und der Jungfrau Maria gewidmet. 499 wurde der Frankenkönig Chlodwig vom
heiligen Remigius getauft und das frühe Frankenreich christlich; inklusive
des römischen Erbes, der Verwaltungsstrukturen, besonders des Steuerwesens. In
der neuen gotischen Kathedrale von 1211 wurden dann, im Laufe der Jahrhunderte,
25 französische Könige gesalbt und gekrönt.
Für unsere Reisegruppe war am Montagmorgen eine
ausführliche Führung organisiert. Dieser luftige Bau der Gotik wird an den drei
Portalen und in der 3. Etage über dem großen Rosetten-Fenster von zahlreichen
Figuren aus der biblischen Geschichte geprägt. Viele steinerne Frauengestalten,
besonders der lächelnde Engel am Eingangsbogen, weisen daraufhin, dass diese
Kathedrale der Jungfrau Maria gewidmet wurde.
Bereits am Sonntagabend konnten wir ab 23 Uhr eine mit
historischer Musik unterlegte Licht-Design-Schau („Son et Lumière“) genießen,
die auf die Frontfassade projiziert wurde. Dies ist nur ein Beitrag der
Stadt Reims zur 800-Jahr-Feier der Kathedrale. Die Feierlichkeiten
finden noch bis Oktober 2011 statt. Anzumerken ist noch, dass Marc Chagall vor
35 Jahren drei hohe Buntglas-Fenster im Altar-Raum gestaltet hat. Als Künstler
jüdischer Herkunft wollte Chagall ein Zeichen für den Dialog zwischen den
Religionen setzen. Unter den vielen dargestellten biblischen Motiven ist das
Gleichnis vom „Barmherzigen Samariter“ besonders hervorgehoben. Chagall sagte
selbst dazu: „Die Kathedrale ist kein Museum, man darf darin nicht den
geringsten Fehler machen. Ich glaube an die Liebe. Man tut nichts, wenn man
nicht liebt. Es ist ein Strauß, ein mystischer Strauß, den ich Reims
schenke.“
Mit dabei war auch unser Senior C.-A.-Kolkmeyer (85), der
besonders als Chor- und Orchesterleiter der Gesamtschule Wulfen viele Menschen
in die Partnerstadt Dormans geführt hat. Was 1963/64 als Kriegsgräberfürsorge
für die 1.Weltkriegstoten an der Marne 1917/18 von dem Realschullehrer Franz
Sternemann und seinen Schülern/innen begonnen hatte, wurde der Beginn für eine
langjährige Partnerschaftsarbeit. Um Vorurteile zwischen den Menschen in
Frankreich und Deutschland abzubauen, wurde z.B. konkret zu Anfang eine dichte
Hecke zwischen dem französischen und dem deutschen Teil des Soldaten-Friedhofs
in Dormans beseitigt. Heute ist es eine deutsch-französische Gedänkstätte.
Am Dienstag besuchten wir zunächst eine kleine
Champagnerkellerei, mit dem Privileg, auch ein wenig von dem edlen Tropfen
probieren zu können. Nach einem exzellenten Menu in dem kleinen aber feinen
Restaurant „La Chaudrée“ im Herzen von Dormans, führte uns der Vorsitzende des
dt./frz. Freundeskreises (A.D.D.) in Dormans, Monsieur Claude Demarque, durch
die „Chapelle de la Marne“, zentrale Gedenkstätte für die Kriegstoten
Frankreichs 1917/18, die oberhalb des städtischen „Château“ auf der Bergkuppe
wie eine kleine Kathedrale errichtet ist. Angesichts der vielen Namen an den
Wänden der kleinen Halle wurde uns wieder eindrucksvoll bewusst, wie durch
sinnlose Kriege Menschenleben vernichtet werden. Auch wurde deutlich, wie sehr
in Frankreich die Erinnerung an den Sieg und die Opfer im 1.Weltkrieg wach
gehalten wird. Ein gemeinsamer Gang über den gepflegten Soldatenfriedhof schloss
sich an. In dem Registerbuch suchten einige von uns nach Verwandten/
Namensvettern. Ein kleines Abendessen in dem unterhalb der „Chapelle de la
Marne“ in einem Park gelegenen Château mit dem Bürgermeister Christian Bruyen
und einigen Ratsmitgliedern von Dormans sollte uns die Gelegenheit geben,
Kontakte zu vertiefen und neue zu schließen. Sie hatten uns anlässlich des
Jubiläums eingeladen.
Arno Hartmann, Vorsitzender unserer
DFG und Reiseleiter, erfreute den Bürgermeister
mit einem Kräuterschnaps im Steinkrug ( Wulfener Wolfsblut ) und die Direktorin
des Collège, Partnerschule der Gesamtschule Wulfen, mit einem bunten
Regen-/Sonnenschirm aus der Stadt-Info Dorsten, auf dem viele Sehenswürdigkeiten
Dorstens abgebildet sind. Es war ganz einfach eine Begegnung unter Freunden,
ohne jegliches Protokoll. Wir verabschiedeten uns in dem guten Gefühl,
einige Personen auf dem Altstadtfest in Dorsten wiederzusehen. Voller
Eindrücke von Reims und Dormans traten wir am Mittwoch, 11. Mai, die Heimfahrt
an, natürlich mit einigen intensiv vor verkosteten Flaschen Champagner im
Gepäck.
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Der Bürgermeister von Dormans: Christian Bruyen |
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Auf dem deutsch-französischen Soldatenfriedhof in Dormans
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Der Bürgermeister und Abgeordnete haben zum gemeinsamen Essen im Schloss von Dormans eingeladen |
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Die 800-Jahre alte Kathedrale von Reims, Krönungskathedrale der französischen Könige.
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Eine Impression vom „Son et Lumière“ auf der Fassade der Kathedrale anlässlich der 800-Jahr Feier |
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Klein aber fein. Ein exzellentes Restaurant mitten in Dormans.
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Ankunft an der Chapelle de la Marne in Dormans |
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Claude Demarque, Vorsitzender des Freundeskreises in Dormans und „Reiseführer“, mit einigen Gästen
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Erinnerungstafel zur Deutsch-Französischen Versöhnung. Treffen von Adenauer und de Gaulle in der Kathedrale von Reims |
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Fenster von Chagal in der Kathedrale von Reims |
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Gastgeber und Gäste am Schloss von Dormans |
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Schulleiterin vom Collège de Dormans nach Überreichung
des Dorsten-Schirms |
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Unser idyllisches, originelles Hotel in Reims |
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