Zufällige Liebesbeziehung
Dorsten - "Es handelt sich
hier um eine Liebesgeschichte." So lässt sich die Entwicklung der nunmehr
25-jährigen Städtepartnerschaft Dorsten-Dormans
beschreiben.
Trotz der Absage sämtlicher offizieller Feierlichkeiten von
französischer Seite fand am Samstagabend das geplante Frühlingsfest im
"Quartier d" statt. "Stadtvertreter aus Dormans
sind nicht gekommen, aber wir wollten die Leute, die mit dem Offiziellen nicht
zu tun haben, nicht hängen lassen", erklärt der Vorsitzende der Deutsch-
Französischen Gesellschaft, Arno Hartmann. Und so begrüßten die Dorstener insgesamt 13 Freunde aus der Champagne,
die privat mit dem Auto angereist waren, um gemeinsam bei Büfett und
stimmungsvoller Musik der Band "Get Set" 25
Jahre Partnerschaft zu feiern. Die offizielle Unterzeichnung der Urkunde fand
im Mai beziehungsweise Oktober 1981 statt; die Wurzeln der grenzübergreifenden
Freundschaft reichen aber noch viel tiefer. Im Jahre 1965 reisten 40 Schüler
der Gerhart- Hauptmann-Schule und der Berufsschule mit ihren Lehrern erstmals
in die französische Stadt, um Restaurationsarbeiten auf dem Militärfriedhof
durchzuführen. Erste Kontakte wurden geknüpft.
1968 dann luden die Feldmärker
Schützen Musiker aus Dormans ein, an ihrem
Vereinsfest teilzunehmen - und schufen so die endgültige Grundlage der bis
heute währenden Partnerschaft. Nach mehreren Besuchen und Gegenbesuchen sowie
der Begründung des Schüleraustausches des College Claude Nicolas Ledoux mit der
Gesamtschule Wulfen 1977 und sich verstärkenden
persönlichen Kontakten folgte schließlich 1981 der offizielle Beschluss der
Partnerschaft.
Frische Impulse
"Es gab immer wieder frische Impulse, wenn Musiker rüberfuhren", erzählt Franz Sternemann, der 1965 mit
seinen Schülern nach Frankreich fuhr. "Da wurden Quartiere gefunden, man
spielte die französische Hymne und die Franzosen die deutsche", schwärmt
er von der unkomplizierten Völkerverständigung, an der auch der damals noch
existierende Schulchor der Gesamtschule Wulfen stark
beteiligt war. Und als 1989 zum geplanten Konzert der Schüler die Orgel in Dormans instand gesetzt werden musste, zögerten die Dorstener nicht lange - ein befreundeter Orgelbauer reiste
mit und reparierte das Instrument, das noch heute benutzt wird. "Zufälle
an allen Ecken und Enden" hätten diese Partnerschaft begründet und die
Freundschaft bis heute gestärkt und aufrecht erhalten,
resümiert Sternemann. Und dass diese Verbindung auch weit über das Offizielle
hinausgeht, und auch ganz ohne "die Offiziellen" auskommt, haben die
Deutsch- Französische Gesellschaft und ihre Freunde aus Dorsten
und Dormans hinreichend bewiesen. - kab
Dienstag, 30. Mai 2006 | Quelle: Dorstener Zeitung (Dorsten)